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„Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“: Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Raichle zum Thema Inklusion

06.08.2013

Herr Dr. Raichle, was war Hintergrund der Veranstaltung?

 

Dr. Ulrich Raichle: Das Thema Inklusion ist für uns in der Stiftung KBZO seit vielen Jahren ein zentrales Thema und es ist durch die konzeptionelle und regionale Ausdifferenzierung unserer Förder-, Bildungs- und Betreuungsangebote in den letzten zwei, drei Jahren noch bedeutsamer geworden. Deshalb ist es uns als Stiftung KBZO – und ich darf dies sicher auch für die Stadt Weingarten sagen – wichtig, diese Themen und Anliegen nicht nur intern mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu diskutieren und zu bearbeiten, sondern wir sehen uns dazu im Netzwerk mit allen Akteuren des sozialen Gemeinwesens. So war es uns auch wichtig, diese zunächst intern geplante Fachveranstaltung zu öffnen. Damit wollten wir einerseits einen Beitrag leisten, um mit der Thematik „Inklusion“ begrifflich sauber, gesellschaftlich offen und für die Betroffenen sensibel umzugehen; andererseits wollten wir Impulse setzen, wie inklusive Konzepte aussehen können, und vor allem auch Antworten für die ganz praktische Umsetzung im Alltag von Kindergarten und Kinderkrippe geben.

 

 

 

Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Inklusion“?

 

Raichle: Inklusion ist der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zufolge eine Überzeugung, die davon ausgeht, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und in gleicher Weise geachtet und geschätzt werden sollen, so wie es die fundamentalen Menschenrechte verlangen.

 

 

 

Was bedeutet dies konkret für die Arbeit an der Stiftung KBZO – auch im Hinblick auf das neue inklusive Kinderhaus an der Lägelerstraße?

 

Raichle: Wir haben es in unserem Leitbild so formuliert: „Jeder Mensch hat ein Recht, seine Fähigkeiten in sozialen Bezügen zu entwickeln.“ Es ist das „inklusive“ Streben aller an der Stiftung KBZO tätigen Menschen, dieses Ansinnen in unserer täglichen Arbeit Stück für Stück umzusetzen. Und das wollen und werden wir auch in dem von Ihnen angesprochenen Kinderhaus tun, das sich ab September mit Leben füllen wird: ein Haus für Kinder mit und ohne Behinderung, ein Haus für alle Kinder in Weingarten. Hier und auch in anderen Bildungsbereichen muss es – nicht nur uns – gelingen, individuelle Förderung einerseits und gleichberechtigte Teilhabe und Teilnahme in den Umsetzungskonzepten andererseits zusammenzubringen.

 

 

 

Wieso ist Inklusion eine gesellschaftliche Notwendigkeit und worin liegen ihre Chancen?

 

Raichle: Die Festschreibung der Menschenrechte für die Lebenssituation behinderter Menschen mit dem Ziel der gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in vollumfänglichem und verbindlichem Sinne macht schon deutlich, dass Inklusion kein Thema und keine Aufgabe ausschließlich für Spezialisten ist, sondern dass es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt. Demzufolge ist Inklusion ein sehr anspruchsvolles Thema, genau genommen ein sehr anspruchsvolles Konzept oder Modell gesellschaftlichen Zusammenlebens.

 
Dr. Ulrich Raichle

 

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