Sauterleuteschule der Stiftung KBZO feiert 40 Jahre Berufliche Schulen +++ Mit individueller Förderung zum ersehnten Beruf
WEINGARTEN (sz) - Dass Behinderung nicht heißen muss, ausgeschlossen zu sein von der Arbeitswelt, dafür machen sich die Beruflichen Schulen der Sauterleuteschule der Stiftung KBZO schon seit 40 Jahren stark. Sie setzen bei der Ausbildung auf individuelle Förderung, um im Austausch mit Firmen passende Arbeitsplätze für Jugendliche mit Handicap zu finden. Beim gut besuchten Tag der offenen Tür war der erfolgreiche Schwimmer der Paralympics, Christoph Burkard, als Schulpate zu Gast.
An der Wichtigkeit von Arbeit als Baustein des Lebens und Teilhabe an der Gesellschaft haben die Festredner beim Tag der offenen Tür am Freitag in der Sauterleuteschule keinen Zweifel gelassen. Das sahen Lehrer und Verantwortliche vor 40 Jahren schon genau so und gründeten die beruflichen Schulen innerhalb der Stiftung KBZO. Man wollte die ersten Abgänger von Haupt- und Förderschule nicht im Regen stehen lassen, denn mit Handicap eine Lehrstelle zu finden, war und ist bis heute nicht einfach. Ohne Plan habe man quasi begonnen, so der ehemalige Lehrer und Mitbegründer, Frieder Laufer. Sich jeweils am Bedarf von Auszubildenden und Arbeitsmarkt orientiert, die Industrie und Handelskammer für Lehrinhalte und qualifizierte Abschlüsse immer mit im Boot. Was hemdsärmelig begann ist heute ein hochprofessionelles und zertifiziertes Schulsystem.
66 Jugendliche mit Behinderung sind derzeit an der Sauterleuteschule in Ausbildung. Die Sparten reichen vom kaufmännischen über den hauswirtschaftlichen bis zum gewerblichen Bereich. Und auch ein Vorqualifizierungsjahr für Arbeit und Beruf wird Schulabgängern von Förderschule oder Werkrealschule angeboten. Im Zentrum der Ausbildung stehe die individuelle Förderung jedes Einzelnen, so die Abteilungsleiterin Anja Herzog. Man versuche, mit den Stärken die Schwächen auszugleichen gemäß den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Ausbildungsbegleitende Praktika in Betrieben bauten Hemmschwellen von Arbeitgeberseite ab und ermöglichten ein gegenseitiges Kennenlernern. Was nicht selten zu Einstellungen auf dem ersten Arbeitsmarkt nach erfolgreicher Ausbildung führe. Gerade auch in der Metallbranche oder im Hausmeistersektor.
Fachkräftemangel nützt einigen
„Der Fachkräftemangel derzeit kommt Menschen mit Behinderung zugute“, sagt ein Ausbilder. Wie positiv Mitarbeiter mit Handicap das Arbeitsklima verändern können, davon sprach Firmeninhaber Neher. Mit ihrer Freude am Job würden sie „nicht behinderten“ Kollegen den Wert von Arbeit wieder viel bewusster machen. Wie weit man es bringen kann trotz Behinderung, dafür stand der Schulpate Christoph Burkard. Sein Tisch, an dem der Athlet Autogramme gab, war stets belagert. Ohne Unterschenkel geboren, nahm der 32-jährige Ingenieur fünfmal an Olympiaden teil, zuletzt in Rio. Schwamm Weltrekorde und holte Medaillen. Individuelle Förderung, wie in der Ausbildung behinderter Menschen, sei auch im Sport oberstes Gebot, sagte er, um Höchstleistungen zu erbringen. Seinen Schicksalsgenossen gab er mit auf den Weg: „Mit Selbstbewusstsein, Wille und Fleiß kann man seine gesteckten Ziele erreichen, und ist zu Dingen fähig, die einem keiner zugetraut hätte.“