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UK-Theatergruppe begeistert bei den "33. Theatertagen am See"

10.04.2017

FRIEDRICHSHAFEN - In der Bodensee-Schule in Friedrichshafen gingen vergangene Woche die 33. Theatertage am See über die Bühne. Am Donnerstag stand unsere UK-Theatergruppe im Rampenlicht des Manegentheaters. Die Jungs um die Macher Thorsten Mühl (UK-Beratungsstelle der Stiftung KBZO) und Alex Niess (Theater Ravensburg) zeigten ihr beliebtes Stück „Rollin‘ Love“, bei dem es um die Pubertät geht und alles, was die so an Irrungen und Wirrungen mit sich bringt. Zu den begeisterten Zuschauern zählten die Vorstände Dr. Ulrich Raichle und Matthias Stöckle, Aufsichtsratsmitglied Rolf-Uwe Becker und SBBZ-Direktor Thomas Sigg.

Fotos: Clemens Riedesser
Text: Lena Reiner, Schwäbische Zeitung, Ausgabe Friedrichshafen, Freitag, 7. April 2017

Nicht sprechen, viel sagen

Stück Rollin' Love macht Alltag von jungen Menschen mit Behinderung bühnenreif

FRIEDRICHSHAFEN - Die 33. Theatertage am See bieten bereits während der Schultheatertage ein buntes Programm. Aus Oberschwaben hat am Donnerstag ein Quintett das Publikum unterhalten.

Lukas Engele, Max Kemmler, Silvan Buck, Hannes Baumeister und Felix Pascha verbinden mindestens drei Dinge: Sie besuchen derzeit die Geschwister-Scholl-Schule in Weingarten, sie spielen Theater und: Sie können nicht sprechen. Dass das allerdings nicht bedeutet, dass sie nichts zu sagen haben, beweist ihr drittes Theaterstück „Rollin Love“ wieder mal aufs Neue.

Mit ihren „Talkern“, computerbasierten Sprachausgabegeräten, gestalten sie wortgewandte Dialoge auf der Bühne und ihr Humor kommt an. Das Publikum lacht und fiebert mit, sogar zu Szenenapplaus lässt es sich animieren. Die Sprache ist direkt, Wortwechsel manchmal auf Grund der Technik leicht verzögert, aber nie so sehr, dass die Witze unverständlich würden. So jagt ein flotter Spruch den nächsten und ein bisschen Parodie des Theaters an sich darf auch nicht fehlen. „Gewalt kommt immer gut an“, wissen die Fünf etwa und werden bestätigt, als das Publikum auf „Noch so ein Spruch, Rollstuhlbruch“ in Gelächter ausbricht.

Dabei erzählen die fünf Darsteller zwischen 14 und 20 Jahren eigentlich bloß aus ihrem Alltag – wenn auch vielleicht an manchen Stellen ein klein wenig überspitzt, wenn etwa Kommissar Flo – dargestellt von Pascha – zu Falcos „Der Kommissar geht um“ ermittelt, wer beinahe Lukas Blind Date mit einer Internetbekanntschaft vermasselt hat. Die restliche Geschichte könnte sich genauso auch im Leben der Fünf abgespielt haben.
Ida, Chatname „Venus“, versteht sich bestens mit Lukas, der unter dem Nicknamen „Adonis“ versucht, eine Freundin zu finden. Was nicht zum Thema zwischen den beiden wird, ist das Aussehen des bzw. der anderen. Beide lassen hier ihrer Fantasie freien Lauf und so kommt es, wie es kommen muss. Beim Aufeinandertreffen will ihnen das Erscheinungsbild des Gegenübers nicht so recht passen.

Nicht aus dem Magazin gefallen

Angenehm gleichwertig folgt hier der Schlagabtausch. Ida ist wütend, weil sie nicht wusste, dass er weder gehen noch sprechen kann, Lukas feuert zurück, sie sei ja nun auch nicht gerade aus einem Modemagazin gefallen. Nichtsdestotrotz bleibt das Bühnengeschehen nah an der Realität. Der betreuende Fachlehrer Thorsten Mühl betont, sie hätten sich bewusst gegen ein Happy End entschieden, denn schließlich „laufe das im Alltag ja auch nicht so.“

Und so werden Ida und Lukas Freunde, weil sie über seine körperliche „Gewöhnungsbedürftigkeit“ nicht hinwegsehen kann oder will und das Stück endet mit Standing Ovations und einem lachenden und einem weinenden Auge.

 

 

 

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