Verabschiedung von Dr. Ulrich Raichle: „Wir waren gut miteinander unterwegs“
WEINGARTEN - Nein, es gab nicht nur trockene Grußworte. Die Würdigungen für den scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Dr. Ulrich Raichle, waren eingebettet in eine phantastische Reise, die sich am Kinderbuchklassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" orientierte. Und das im Beisein einer großen Gästeschar aus KollegInnen, MitarbeiterInnen, SchülerInnen, Prominenten aus Politik und Gesellschaft. Einmütig hoben die Laudatoren Raichles hohe fachliche Kompetenz und Menschlichkeit hervor.
Am Ende standen sie alle, die 150 Gäste im Laurentius- Speisesaal im Argonnen-Areal, und applaudierten Ulrich Raichle, dem promovierten Erziehungswissenschaftler und „waschechten Stuttgarter", der zwölf Jahre als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des KBZO lenkte und nun mit 66 Jahren in den Ruhestand geht.
Da war man am Ende einer zweistündigen Reise mit der Lokomotive „Emma" angekommen. Ins Rollen gebracht von der inklusiven Theaterwerkstatt „Bilderblume". Und an allen Stationen stiegen Weggefährten zu, die Schlaglichter warfen auf das erfolgreiche Wirken von Ulrich Raichle am KBZO. Der Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Weimer hob Raichles innovativen Konzepte in der Behindertenarbeit hervor; wie er in all den Jahren mit seinem Team beherzt die Mammutaufgabe von Inklusion, von gleichberechtigter Teilhabe aller in der Gesellschaft, vorangetrieben habe. Leuchttürme dafür sind unter anderem das Kinderhaus Wirbelwind, wo Kinder mit und ohne Behinderung miteinander aufwachsen. Oder das inklusive Wohnprojekt für Erwachsene in der Finka in der Prestelstraße.
Dank und Anerkennung für die Arbeit Raichles, der, bevor er nach Weingarten kam, pädagogischer Vorstand der Diakonie Stetten war, überbrachten Sozialminister Manne Lucha und Oberbürgermeister Markus Ewald via Video. Raichles Verdienst sei es, dazu beigetragen zu haben, dass Einschränkungen jedweder Art nicht ausgegrenzt würden, sondern mitten in die Gesellschaft gehörten. Eine Diversität, die sich auch im Stadtbild wiederspiegle.
SBBZ-Direktor Thomas Sigg würdigt mit den Geschäftsbereichsleitern Florian Mathäy und Christian Mahl Raichles Offenheit für neue Ideen und die Leidenschaft, mit der diese umgesetzt worden seien. „Wir waren immer gut unterwegs", so Mathäy.
Daran will Raichles Nachfolger, Dirk Weltzin, anknüpfen. Der Noch-Geschäftsführer der IWO verwies auf die wertschätzende Staffelübergabe der letzten sechs Wochen. Er will das „wohlbestellte Haus und die vertrauensvolle Zusammenarbeit" weiterführen, ausgehend vom „KBZO-Gen" sich immer am Menschen und am Bedarf zu orientieren.
Und dann hatte der von der sympathischen Feier bewegte Ulrich Raichle das Wort. Der zweifache Familienvater und Opa von fünf Enkeln dankte seiner langjährigen Mitarbeiterin Doris Schumacher und besonders seiner Frau Dorothee, die ihm große Inspiration bei seiner Arbeit gewesen sei. Die Themen von einer inklusiven Gesellschaft, wo alle ihren Platz finden, und jeder sich nach seinen Fähigkeiten entfalten kann, hätte er immer auch mit nach Hause an den Küchentisch genommen.
Die Ideen für den Ruhestand werden dem begeisterten Segler und Wanderer nicht ausgehen. Auch Vorlesen stehe auf der Agenda. Bevorzugt aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Können Enkel doch da fürs Leben lernen. Ferner will er über sein berufliches Wirken hinaus Oberschwaben verbunden bleiben. Was für einen „waschechten Stuttgarter" nicht selbstverständlich ist.
Text: Margret Welsch
Fotos: Bertram Dick/
Clemens Riedesser