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Mittendrin statt außen vor: Stiftung KBZO und Theater Ravensburg realisieren Theaterprojekt „Unterstützte Kommunikation“

20.10.2014

WEINGARTEN – Es ist ein nicht ganz alltägliches Bild, das sich da den Besuchern im Theater Ravensburg bietet. Nicht nur, weil die Jungs von der KBZO-Baustelle schweres Gerät mit auf die Bühne bringen, sondern auch ihre so genannten Talker. Denn die jungen Schauspieler Hannes, Silvan, Max, Lukas und Flo äußern ihre Rollentexte nicht verbal, sondern über diese Geräte. „Unterstützte Kommunikation“ (UK) lautet der Fachbegriff. Und so unterschiedlich die Behinderungen sind, so unterschiedlich wird der Talker angesteuert, um zur richtigen Textpassage zu gelangen: Fuß, Auge, Daumen, Knie …

Thorsten Mühl von der Beratungsstelle für unterstützte Kommunikation an der Stiftung KBZO ist „gespannt, was alles schief gehen wird“. Denn kurz bevor der Vorhang sich hebt, klappt manches nicht. Seine Schauspieler sind inzwischen aber Bühnenroutiniers. Sie brauchen die Lampen, die Atmosphäre, das Publikum. Und schon flutscht es. Die Jungs hauen in ihre Talker, die Assistenten haben das richtige Timing, die Technik funktioniert.

Als sich der Vorhang senkt, sind die Zuschauer gleichermaßen erstaunt wie begeistert. So erging es auch Alex Niess vom Theaterpädagogischen Zentrum, als er vor gut einem Jahr von Thorsten Mühl angesprochen wurde, ob er sich vorstellen könnte, ein Projekt mit Schülern der Stiftung KBZO zu realisieren, die zum einen körperbehindert sind und zum anderen nicht sprechen können. „Es ist für mich eines der spannendsten Projekte überhaupt“, resümiert Niess, der „viel gelernt“ hat von seinen Protagonisten.

Spende der Ravensburger AG
bringt Stein ins Rollen

„Es war nicht schwer für unsere charmanten Schüler, Alex für sich zu gewinnen“, erinnert sich Mühl. So näherten sich Schauspieler und Theaterpädagoge schnell an. Und es wurde geübt, geübt, geübt. Jeden Donnerstag zwei Stunden. Mit großem Eifer und noch mehr Herzblut. Dann die erste Aufführung im Rahmen des schulübergreifenden Projekts „Baustelle“. „Die Schüler der anderen Schulen waren von der Leistung des KBZO-Ensembles begeistert und brachten uns große Anerkennung und Respekt entgegen“, sagt Mühl. „So wurde ein Stück gelebter Inklusion Wirklichkeit.“

Ein Stück, das es auch lohnt, „konserviert“ zu werden. Und so stellte die Stiftung KBZO die Mittel und das Theater Ravensburg die Bühne zur Verfügung, um das Werk bei einer weiteren Aufführung von „Nugat Videoproduktion“ verewigen zu lassen. „Das Produkt wird dann auf der Facebook-Seite der Stiftung KBZO zu sehen sein, zu diversen Wettbewerben eingeschickt – und mit etwas Glück wird unser Machwerk vielleicht auch prämiert“, hofft Mühl, der gemeinsam mit seiner Crew und Alex Niess bereits an einem neuen, größeren Stück arbeitet: „Konfusion auf Inkludia – ein Stück von einem anderen Stern“. Die Aufführung ist für Frühjahr/Sommer 2015 geplant. „Die Firma Ravensburger und deren Mitarbeiter werden wir dazu gesondert einladen, denn deren Spende aus dem Kuchenverkauf war es, die den Stein der UK-Theatergruppe erst ins Rollen gebracht hat“, sagt Thorsten Mühl.

Für den langjährigen Mitarbeiter der Stiftung KBZO und erfahrenen Kommunikationspädagogen war es beeindruckend zu sehen, zu welchen Leistungen auch Schüler mit schwerer, mehrfacher Behinderung fähig sind: „Ich habe den schönsten Beruf der Welt und bin sehr dankbar, dass mir die Stiftung KBZO und Ravensburger die Möglichkeit eröffnet haben, diese Arbeit zeigen zu können. Das war wirklich mittendrin statt außen vor! Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Schüler.“ Fortsetzung folgt.

Mit großem Eifer und noch mehr Herzblut ist das KBZO-Ensemble bei der (Bühnen-)Sache.

Volle Konzentration: Max verpasst keinen (Talker-)Einsatz.

Applaus, Applaus: Das Ensemble der UK-Theatergruppe freut sich über die Begeisterung beim Publikum.

 

 

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